Heute melde ich mich aus Tiflis, das freilich hier Tbilisi heisst. Meine Eindruecke aus Georgien sind sehr vielfaeltig und die Intensitaet ist mit der Tuerkei nicht zu vergleichen. Es ist daher auch schwer zu sagen, ob es hier "schoen" ist oder nicht, das greift zu kurz. Es sind eben sehr viele verschiedene Wahrnehmungen, die ich hier mache. Ich versuche mal einige zu beschreiben.
Das Land macht den Eindruck, als sei es teilweise noch in der post-sowjet Aera steckengeblieben: man merkt das manchmal an diesem Widerwillen der Kellner oder Bedienung, wenn man in einem Restaurant sitzt und bestellen will - da bemueht sich kaum einer...auf der anderen Seite scheint alles Westliche in den Himmel gehoben zu werden. Die Menschen leben hier teilweise in aermlichsten Verhaeltnissen, aber Hauptsache der gebrauchte 3er BMW aus Deutschland steht vor der Tuere. Ueberhaupt stoert mich wieder dieser Autofokus, aber das stoert mich auch in der Tuerkei und in Deutschland - Hauptsache jeder kann Autofahren und muss sich moeglichst wenig sonst bewegen oder mit Bus und Bahn fortbewegen.
Wenn man bedenkt, dass Georgien in die EU will, dann frage ich mich schon, wann das passieren soll. Dagegen sind Rumaenien und Bulgarien Horte der Zivilisation. Das wiederum darf man auch nicht ganz so einfach stehen lassen, denn klar ist hier Zivilisation, schon laenger als man denkt. Die ersten Kirchen und Staedte wurden hier 327 n. Chr. gebaut. Die meisten Kirchen, die ich bisher gesehen habe, sind sehr beeindruckend, riesig fuer damalige Verhaltnisse und reich mit Fresken innen verziert.
Ja, so schwanke ich zwischen Bewunderung und Verwunderung oder Entsetzen ueber die Zustande hier. Nicht einfach.
Aber morgen fahre ich in die Berge, vielleicht lenkt mich das ab. Ich habe heute mein Visum fuer Azerbaidschan beantragt, das dauert nun bis Mittwoch, da werde ich die naechsten Tage nach Kazbegi fahren: Kazgebi liegt nahe an der russischen Grenze und mitten im Hohen Kaukasus - endlich. Da ich nicht vor habe nach Russland zu fahren, muss ich den gleichen Weg zurueckfahren (etwa 150 KM), es gibt selbstverstaendlich nur eine befahrbare Strasse und auch die ist angeblich auf 20 KM nicht asphaltiert, aber 20 KM gehen immer.
Ansonsten braeuchte man hier eher ein gefedertes MTB, um wirklich alle Bergstrassen fahren zu koennen - mit dem Reiserad ist das einfach nicht machbar: das waere so, wie wenn man mit dem Reiserad den Westweg im Schwarzwald fahren wollte - geht eben nicht... mit dem Unterschied, dass der Westweg hier nicht 250 sondern fast 500 KM lang waere und ich muesste den gleichen Weg zurueck - hmmm, no way! Da fahre ich eben lieber das was machbar ist.
Gute Nachrichten von der Fotofront - ich bin nun Besitzer einer Nikon Coolpix XYZ 4711 - Hauptsache sie macht Bilder... aber die Motive muss ich freilich erst suchen, also, wenn ich zurueck aus den Bergen bin, lade ich mal wieder ein paar Bilder hoch und spare mir viele Worte. Bis dahin.
Hi Marc,
AntwortenLöschenwieviele Kilometer zeigt dein Tacho mittlerweile an?
Viele Grüsse aus der Schweiz und weiterhin eine schöne und problemlose Tour.
Steffen & Nadja